Schon lange hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass keine Sitzhaltung auf Dauer eingenommen gut für unseren Rücken ist, da die Wirbelsäule für ihre Gesunderhaltung auf einen steten Wechsel zwischen Be- und Entlastung der Bandscheiben angewiesen ist. Laut dem Chefarzt der Schmerzklinik in Kiel, Hartmut Göbel, ist das Problem beim Sitzen in erster Linie nicht die Sitzhaltung, sondern "die einseitige starre Belastung".1
Dies ist notwendig, da unsere Bandscheiben seit dem Kleinkindalter kaum noch und beim erwachsenen Körper gar nicht mehr an die Blutzirkulation angeschlossen sind und sie somit nur noch ernährt werden können, indem wir uns bewegen.2
Diese Nährstoffversorgung basiert auf einem schwammartigen Mechnanismus: Wie bei einer Diffusionspumpe, nehmen die Bandscheiben bei Entlastung, z.B durch Strecken, Liegen und Anlehnen immer
wieder neue Flüssigkeit auf. Diese ist mit Nährstoffen aus dem umliegenden Gewebe der Knochen und Bänder angereichert worden.
Die Phasen der Belastung benötigen die Bandscheiben jedoch ebenso - nämlich um die verbrauchte Flüssigkeit wieder abzugeben, d.h. auszupressen, um Platz für eine erneute Nährstoffzufuhr zu machen.
Schon alleine deshalb ist Bewegung so wichtig: weder eine völlige Entlastung, z.B. durch permanentes Liegen, noch eine einseitige Belastung, z.B durch statisches Sitzen, ist förderlich, sondern dieser Wechsel aus Be- und Entlastung muss im richtigen Verhältnis stattfinden. Beim Gehen oder dynamischen Sitzen, d.h. Sitzen bei dem die Sitzbeinhöcker freigestellt sind, ist dies eher der Fall. Durch Bewegungsmangel sind die Bandscheiben mit Nährstoffen unterversorgt, sie verlieren an Elastizität, es kommt evt. zu Degenerierungen und Rückenleiden sind schließlich die Folge.3
Quellen und Anmerkungen:
1 Merlot, J.. im Spiegel Online Artikel am 17.11.2014:
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/rueckenschmerzen-krummes-sitzen-schadet-der-wirbelsaeule-nicht-a-999919.html
2 http://www.tk.de/tk/aufbau-und-funktion/bandscheiben/ernaehrung/20580
3 Cranz, G.. The Chair: Rethinking Culture, Body, and Design. New York: Norton & Company, 2000, p. 131.